Allgemein

Blutgifte, oder biologisch genauer gesehen Gewebsatmungsgifte, gehören zu den tötenden chemischen Kampfstoffen. Zu ihnen zählen Blausäure, sowie Halogenzyane. Sie führen in normalen Konzentrationen zu einem sogar für chemische Waffen noch sehr langsamen und grausamen tot, haben sich jedoch im Kriegseinsatz 1916 nicht als Kampfstoffe bewährt bewährt. Der damals getestete Vertreter war primär die wohl jedem bekannte Blausäure. Es folgten "Tests" von weiteren Gewebsatmungsgifte. Fast alle Gewebsatmungsgifte stammen noch aus der Zeit des ersten Weltkrieges, sind einfach herzustellen, jedoch auf dem moderne Schlachtfeld nicht mehr zu erwarten. Dies hängt vor allem mit Schwierigkeiten bei der Ausbringung des Giftes zusammen. Mittlerweile wurde es jedoch möglich, Gewebsatmungsgifte wie die Blausäure zu stabilisieren, weshalb sie wieder als Kampfstoff in Erwägung gezogen werden müssen.

Intoxikationsformen

Gewebsatmungsgifte können über den Atmungstrakt, den Verdauungstrakt, sowie über die Haut resorbiert werden. Ihr primärer Inkorporationsweg ist jedoch über die Inhalation. Auf Grund ihrer Eigenschaften, über die Haut inkorporiert zu werden, bieten Gasmasken vor Gewebsatmungsgifte keinen ausreichenden Schutz. Blausäure ist an ihrem typischen Geruch nach bitteren Mandeln bzw. Pfirsichkernen zu erkennen.

Bekannte Gewebsatmungsgifte

Cyanwasserstoff 

AC / VN (Gemisch)

Blausäure /  T155 / Zyklon

Chlorcyan CK T150
Arsin SA  
Dimethylsulfat D D-Stoff
Schwefelwasserstoff    
Bromcyan CB  
Arsenwasserstoff    

Spalten:1.:Kampfstoff;2.:US/Britische Granatenbezeichnung ;3.: weitere Namen;

Wichtigste Vertreter der Gewebsatmungsgifte

Die wichtigsten Vertreter der Gewebsatmungsgifte sind Chlorcyan und Arsin, sowie nach wie vor die Cyanwasserstoffsäure (Blausäure), welche immer noch in Militärbeständen lagern. Bei vielen Militärs wird fast ausschließlich nur noch mit dem Einsatz von Blausäure gerechnet, wenn überhaupt Gewebsatmungsgifte eingesetzt werden sollten.

Geschichte

Die französischen Truppen setzten am 1. Juli 1916 bei Somme erstmals im Krieg Blausäure ein. Im selben Monat versuchten die Briten ihr Glück mit Schwefelwasserstoff bei Mouchy. Dimethylsulfat wurde bereits im August 1915 eingesetzt.
Aufgrund der ausbleibenden "Erfolge" der getesteten
Gewebsatmungsgifte, setzte Frankreich im Oktober 1916 als nächstes Gewebsatmungsgift Chlorcyan ein. Österreich Ungarn hatte im Monat zuvor zum ersten mal Bromcyan eingesetzt.
Bis Ende des 1. Weltkrieges setzten Frankreich und England zusammen etwa 8100 Tonnen Blausäure ein, welche damit zum wichtigsten
Gewebsatmungsgifte wurde. Es war damit eins der am seltensten verwendeten Gase im 2. Weltkrieg. Vom 1917 eingeführten hautschädigenden Kampfstoff LOST wurden im 1. Weltkrieg zum Vergleich etwa 11000 Tonnen eingesetzt.
Deutschland und die USA setzten im ersten Weltkrieg überhaupt keine Blausäure ein. Die von England und Frankreich eingesetzten Mengen wurden primär im Gemisch mit anderen Kampfstoffen eingesetzt.

Wirkungsweise

Gewebsatmungsgifte gehen, sobald sie resorbiert wurden, mit organischem Eisen der Hämine eine chemische Verbindung ein. Auf diese Weise blockiert es das Atemferment Zytochromoxydase, und damit die Sauerstoffübergabe von den Erythrozyten an die Gewebszellen. Trotz ausreichender Sauerstoffzufuhr über die Atmungsorgane kommt es so zu einer Gewebshypoxie, einer inneren Erstickung.

Vergiftungserscheinungen

Bei der Vergiftung durch Gewebsatmungsgifte treten vier verschiedene Stadien nacheinander ein: Das Anfangsstadium, das "asthmatische" Stadium, das konvulsive Stadium und das asphyktische Stadium.
Im Anfangsstadium ist entweder der typische Bittermandelgeruch von Blausäure wahrnehmbar, oder, je nach verwendetem
Gewebsatmungsgifte, ein anderer. Einige Gewebsatmungsgifte sind geruchslose Gase. Bei Blausäure folgt ohne Latenzzeit (Übergangszeit) ein Metallgeschmack, verbunden mit einer tauben Zunge. Es setzt ein verstärkter Tränen und Speichelfluss ein, begleitet von Schläfenkopfschmerzen. Hinzu kommen Übelkeit und Erbrechen.
Im asthmatischen Stadium kommt es zu Atemnot, Pupillenerweiterung, Schmerzen im Brustbereich und Augenmuskellähmungen. Der geschädigte ist auffallend desorientiert. Es kann zu Sprachstörungen kommen.
Das sich anschließende konvulsive Stadium führt zu einer Verstärkung der Atemnot. Zusätzlich setzen Schüttel-Starrkrämpfe ein. Es kommt zu einer Bewusstseinstrübung.
Im asphyktischen Stadium kommt es zu einer Lähmung der Muskulatur, insbesondere der Atemmuskulatur. Es tritt ausgenommen von ein paar Schnappatmungen der Atemstillstand ein. Noch mehrere Minuten nach dem kompletten Atemstillstand ist eine Herztätigkeit feststellbar.

Übergroße Mengen resorbierter Gewebsatmungsgifte führen nach einem schrillen Aufschrei zu einem schockartigem Todeseintritt.

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